Ein Vorbild von Kindesbeinen an: Mein Taufpate Wilhelm Fabricius
Wilhelm Fabricius (8. Mai 1894- 6. Mai 1989) war mein Patenonkel (Taufpate). Seine fröhlich-humorvolle Wesensart hat mich zeitlebens begleitet. Er hat mir nicht nur Pflanzen, Tiere oder Vogelstimmen gezeigt - sondern auch Einblicke in Welten von nordischen und sonstigen Göttern, von Gnomen und Wichteln, Nixen und Nöcken. Und von allerlei menschlichen Charakteren.
Seine Bücher lese ich auch heute immer wieder und bin immer wieder dankbar beeindruckt von der Tiefe und Vielseitigkeit, mit der er verschiedenen Welten verbunden ist.
Am Ende von "Der Page und das Paradies" beschreibt Wilhelm Fabricius 1967 sich selbst:
Der Verfasser über den Verfasser
Seit ich als Reiter im ersten Weltkrieg dies begriffen habe, war ich nie krank oder schlechter Laune, bin kaum zu ärgern und alle gelegentlichen Verletzungen heilen in Rekordzeit. Ich habe nie über das Wetter geschimpft und bin mit der Eisjungfrau, der Regentrude und der Nebelwiehte befreundet, was mir namentlich im zweiten Krieg in Ingermanland viel Schwieriges ermöglicht hat. Als Bundesführer der deutschen Pfadfinder, als Forstmeister, II. Präsident der Dendrologischen Gesellschaft, Stadtrat, Kreisbeauftragter für Umweltschutz hatte ich immerfort Gelegenheit, solche Weisheiten weiterzugeben und wurde so lange gebeten, ein Erlebnisbuch in diesem Sinne zu schreiben, bis es fertig war.
8. Mai 1894- 6. Mai 1989
Seit 1961 ist Wilhelm Fabricius mit Bauschlott verbunden
gewesen.
Als Erster erkannte er die Einmaligkeit des seit seiner
Anlage kaum veränderten Bauschlotter Schloßparkes und
setzte sich gemeinsam mit dem Schloßbesitzer für die
Anerkennung als Naturschutzgebiet ein.
Der Artenreichtum der Vögel dieses Gebietes bescherte den Vogelfreunden alle Jahre bis 1985 in der ersten Maiwoche bei Sonnenaufgang (manchmal für Anreisende noch einmal später) eine Vogelstimmenführung.
Vogelstimmenwanderungen gehörten in Weinheim, der
Wirkungsstätte von Wilhelm Fabricius als Leiter des Staatlichen
Forstamtes, zum Frühlingsereignis.
Im Konzertsaal des
Schlosses unterhielt er einmal, als die Vögel gerade im Süden
waren, mit seiner berühmten Fähigkeit, Vogelstimmen
nachzuahmen, einen Abend lang interessierte Bauschlotter. Ein anderes
Mal zeigte er im Rahmen der Künstlergilde Buslat Holzritzbilder
oder warb mit anekdotenreichem Vortrag für Umweltschutz. Wilhelm
Fabricius hatte hier seine Zweitwohnung, bis er 1986 in ein Altenheim
gebracht wurde.
Im Schloß reiften aus der Fülle seiner Aufzeichnungen
die druckfertigen Manuskripte seiner größeren Bücher.
1962
erschien - noch in der Hausdruckerei - ein gehefteter Band "Vorträge
über die Odyssee des Homer"
1970 im Mellinger Verlag,
Stuttgart: "Die Rappenreiter", Erzählungen von
berühmten Pferden und ihren Reitern aus Sage und Geschichte.
(vergriffen)
1976 im Mellinger Verlag, Stuttgart: "Der Page
und das Paradies", Legenden und Erzählungen aus
europäischen Ländern.
1978 in der Reihe "Die Grüne
Kraft", Löhrbach: "Geister und Abergeister", Eine
Psychologie der Einheit des Lebens, des fröhlichen Miterlebens
und der Mitverantwortung. (1988 dritte Auflage)
1982 im Ogham
Verlag, Stuttgart: "Reiter und Pan", Erprobungen der
Menschlichkeit. Erzählungen aus osteuropäischen Wäldern.
Die Neubearbeitung der "Einweihungen des Odysseus" wurde
1985 hier abgeschlossen und könnte verlegt werden.
Wilhelm Fabricius zog es bis zuletzt immer wieder einige Tage nach Bauschlott, soweit es sein Pflichtbewußtsein als Stadtrat, Kreisbeauftragter für Naturschutz, in aller Welt bekannter Dendrologe und vielgefragter Führer durch den Weinheimer Exotenwald erlaubte.
Als Anfang Juni 1985 nach schwerer akuter Erkrankung intensive Pflege nötig geworden war, wurde Wilhelm Fabricius nach Bauschlott geholt. In der Zeit erschien ein Bild im Mitteilungsblatt der Gemeinde von ihm und seinen reiterlichen Parforcehornbläsern aus Weinheim.
1986 war er so weit wieder hergestellt, daß er in ein Pflegeheim aufgenommen werden konnte.
Am 6. Mai 1989 starb Wilhelm Fabricius im Kreiskrankenhaus Eberbach.