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Ein Vorbild von Kindesbeinen an: Mein Taufpate Wilhelm Fabricius

Forstrat Wilhelm Fabricius

Wilhelm Fabricius (8. Mai 1894- 6. Mai 1989) war mein Patenonkel (Taufpate). Seine fröhlich-humorvolle Wesensart hat mich zeitlebens begleitet. Er hat mir nicht nur Pflanzen, Tiere oder Vogelstimmen gezeigt - sondern auch Einblicke in Welten von nordischen und sonstigen Göttern, von Gnomen und Wichteln, Nixen und Nöcken. Und von allerlei menschlichen Charakteren.

Seine Bücher lese ich auch heute immer wieder und bin immer wieder dankbar beeindruckt von der Tiefe und Vielseitigkeit, mit der er verschiedenen Welten verbunden ist.

Am Ende von "Der Page und das Paradies" beschreibt Wilhelm Fabricius 1967 sich selbst:

Der Verfasser über den Verfasser


Dem Hörensagen nach bin ich 1894 geboren. Die Bergwassergeister der Dreisam in Freiburg hatten gerade ein Holzlager mitgehen heißen, um den Mittelpfeiler der alten Schwabentorbrücke zu beseitigen, der sie störte. Wir wohnten nahebei, und ich soll von ihnen etwas zu früh "herausgerufen" worden sein. Aber ich bin seit dem ersten Tag mit ihnen befreundet.

Mein Vater, Professor der Archäologie, der selbst von Istambul nach Bagdad geritten ist, hat mir nicht nur sehr früh ein gutes Verhältnis zu Pferden verschafft (ich feierte 65jähriges Reiterjubiläum) wodurch ich völlig launenfrei blieb. Er lehrte mich auch die Aufmerksamkeit des Aristoteles gegenüber den "Zweckbegabten", den Entelechien. Es gab für uns nichts Totes. Hinter allem Materiellen und Nichtmateriellen steht ja immer ein Gedanke, eine Empfindung, ein Willensimpuls eines dafür verantwortlichen oder damit spielenden Wesens. So wurden die Worte von Johann Peter Hebel: "Gott grüßt manchen, der Ihm nicht dankt!" meine Mahnung, den Herrn und Seine "Baumeister" immer zu grüßen.

Seit ich als Reiter im ersten Weltkrieg dies begriffen habe, war ich nie krank oder schlechter Laune, bin kaum zu ärgern und alle gelegentlichen Verletzungen heilen in Rekordzeit. Ich habe nie über das Wetter geschimpft und bin mit der Eisjungfrau, der Regentrude und der Nebelwiehte befreundet, was mir namentlich im zweiten Krieg in Ingermanland viel Schwieriges ermöglicht hat. Als Bundesführer der deutschen Pfadfinder, als Forstmeister, II. Präsident der Dendrologischen Gesellschaft, Stadtrat, Kreisbeauftragter für Umweltschutz hatte ich immerfort Gelegenheit, solche Weisheiten weiterzugeben und wurde so lange gebeten, ein Erlebnisbuch in diesem Sinne zu schreiben, bis es fertig war.

Kurzbiografisches von Margret Sandkühler:

Wilhelm Fabricius und Bauschlott

8. Mai 1894- 6. Mai 1989

Seit 1961 ist Wilhelm Fabricius mit Bauschlott verbunden gewesen.
Als Erster erkannte er die Einmaligkeit des seit seiner Anlage kaum veränderten Bauschlotter Schloßparkes und setzte sich gemeinsam mit dem Schloßbesitzer für die Anerkennung als Naturschutzgebiet ein.

Der Artenreichtum der Vögel dieses Gebietes bescherte den Vogelfreunden alle Jahre bis 1985 in der ersten Maiwoche bei Sonnenaufgang (manchmal für Anreisende noch einmal später) eine Vogelstimmenführung.

Vogelstimmenwanderungen gehörten in Weinheim, der Wirkungsstätte von Wilhelm Fabricius als Leiter des Staatlichen Forstamtes, zum Frühlingsereignis.
Im Konzertsaal des Schlosses unterhielt er einmal, als die Vögel gerade im Süden waren, mit seiner berühmten Fähigkeit, Vogelstimmen nachzuahmen, einen Abend lang interessierte Bauschlotter. Ein anderes Mal zeigte er im Rahmen der Künstlergilde Buslat Holzritzbilder oder warb mit anekdotenreichem Vortrag für Umweltschutz. Wilhelm Fabricius hatte hier seine Zweitwohnung, bis er 1986 in ein Altenheim gebracht wurde.

Im Schloß reiften aus der Fülle seiner Aufzeichnungen die druckfertigen Manuskripte seiner größeren Bücher.
1962 erschien - noch in der Hausdruckerei - ein gehefteter Band "Vorträge über die Odyssee des Homer"
1970 im Mellinger Verlag, Stuttgart: "Die Rappenreiter", Erzählungen von berühmten Pferden und ihren Reitern aus Sage und Geschichte. (vergriffen)
1976 im Mellinger Verlag, Stuttgart: "Der Page und das Paradies", Legenden und Erzählungen aus europäischen Ländern.
1978 in der Reihe "Die Grüne Kraft", Löhrbach: "Geister und Abergeister", Eine Psychologie der Einheit des Lebens, des fröhlichen Miterlebens und der Mitverantwortung. (1988 dritte Auflage)
1982 im Ogham Verlag, Stuttgart: "Reiter und Pan", Erprobungen der Menschlichkeit. Erzählungen aus osteuropäischen Wäldern. Die Neubearbeitung der "Einweihungen des Odysseus" wurde 1985 hier abgeschlossen und könnte verlegt werden.

Wilhelm Fabricius zog es bis zuletzt immer wieder einige Tage nach Bauschlott, soweit es sein Pflichtbewußtsein als Stadtrat, Kreisbeauftragter für Naturschutz, in aller Welt bekannter Dendrologe und vielgefragter Führer durch den Weinheimer Exotenwald erlaubte.

Als Anfang Juni 1985 nach schwerer akuter Erkrankung intensive Pflege nötig geworden war, wurde Wilhelm Fabricius nach Bauschlott geholt. In der Zeit erschien ein Bild im Mitteilungsblatt der Gemeinde von ihm und seinen reiterlichen Parforcehornbläsern aus Weinheim.

1986 war er so weit wieder hergestellt, daß er in ein Pflegeheim aufgenommen werden konnte.

Am 6. Mai 1989 starb Wilhelm Fabricius im Kreiskrankenhaus Eberbach.